Bei der Steissbeinfistel (Sinus Pilonidalis) handelt es sich um eine akut oder chronisch verlaufende Entzündung im subkutanen Fettgewebe. In den meisten Fällen ist die Steißbeinregion befallen, es gibt aber auch Beschreibungen dieser Erkrankung z.B. in den Fingerzwischenräumen oder im Nabelbereich.
Das in der deutschen Sprache häufig verwendetet Wort Steißbeinfistel ist unzutreffend, da es sich hier um eine reine Hauterkrankung handelt und der Knochen (Steißbein) nicht daran beteiligt ist. Das Wort Pilonidalsinus oder Sinus Pilonidalis setzt sich aus den lateinischen Wörtern "pilus" für Haar und "nidus" für Nest zusammen, also übersetzt Haarnester.
In dem Sinus finden sich meistens Zelltrümmer (Detritus), Haare und vernarbtes Gewebe (Fistelhöhle). Dieses sind Zeichen einer chronischen Reaktion des Körpers auf die Haare im Unterhautfettgewebe, die er als Fremdkörper betrachtet und versucht durch eine Entzündungsreaktion zu entfernen oder abzuschotten (Fremdkörpergranulom). Da es keine spontane Heilung gibt, gelingt dieses Unterfangen des Körpers nur bedingt.
Es handelt sich bei der Eiteransammlung immer um eine chirurgische Therapie, Antibiotika sollten daher nicht verordnet werden. Eine Eiterbildung muss aber nicht immer vorhanden sein. Der entstandene Gang (Fistel, Porus) bleibt in der Regel offen und „saugt“ neue Haare hinein, so dass die Krankheit immer weiter fortschreitet. Dies erklärt die Tatsache, warum häufig Soldaten betroffen sind, wo der Erkrankung am besten beschreiben wurde: das lange Marschieren unter unhygienischen Bedingungen begünstigt das Einbohren der Haare in die Haut.
Bei der Erkrankung gibt es typische Symptome und Hautveränderungen. Es handelt sich in der Hand des Spezialisten um eine Blickdiagnose. Ein Ultraschall kann in seltenen Fällen eine Untersuchung ergänzen, weitere Bildgebung ist außer bei Rezidiven nicht notwendig.
In der Bundesrepublik Deutschland erkranken 48 von 100.000 Einwohnern (2012) an einer Steißbeinfistel mit einem zunehmenden Trend. Die Risikofaktoren für die Erkrankung werden teilweise sehr kontrovers diskutiert. Eine größere Bedeutung bei der Krankheitsentstehung haben z.B.:
Eine nachgewiesene Vorbeugung (Prophylaxe) besteht nur in der regelmäßigen Analhygiene und dem Unterlassen des Rauchens. Für die Wirksamkeit der Haarentfernung in dem betroffenen Gesäßabschnitt mittels Laser (Epilation) gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis, daher werden die Kosten für die Laserbehandlung von den Gesetzlichen Krankenkassen auch bei Rezidiven nicht übernommen. Eine Haarentfernung mittels Rasur sollte außer in der frühen Wundheilungsphase unterbleiben, da hierbei die Erkrankung häufiger wiederkehrt (Rezidive).
Es muss nicht immer ein Sinus sein, auch wenn dieses die häufigste Erkrankung in der Gesäßfalte ist.
Diffenzialdiagnostisch sollte auch an die Acne Inversa (Hidradenitis Suppurativa) gedacht werden. Dieses ist eine Hauterkrankung der Talgdrüsen und Haarwurzeldrüsen, welche zu kleinen, aber schmerzhaften Entzündungen führt und bei einem chronischen Verlauf die Neigung zu ausgedehnten kleinen Gängen (Fisteln) hat.
Bei Befunden in der Nähe des Schließmuskels muss immer eine Analfistel ausgeschlossen werden. Diese haben Ihren Ursprung im Analkanal (Enddarm) und es bedarf einer ganz anderen Operationsstrategie.
Häufig ist aber nur die oberste Hautschicht (Epidermis) betroffen. Hier handelt es sich oft um kleine Einrisse (Rhagaden) oder sich die Ausbildung einer Schuppenflechte (Psoriasis), die beide nicht chirurgisch therapiert werden.
Die Therapie eines Sinus pilonidalis ist immer chirurgisch und eine Antibiotikatherapie ist nicht indiziert. Ein einfacher Satz, der eigentlich alles erklärt. Wenn die Patienten aber durch Ihren Hausarzt zum Chirurgen oder in das benachbarte Krankenhaus geschickt werden, wird in der Regel immer die großflächige Exzision empfohlen, die bei Patienten besser als sog. "Metzger Methode" bekannt ist. Der Schock sitzt tief.
Hierbei handelt es sich durchaus um ein einfache, kostengünstige und schnell durchzuführende Operation mit einer geringen Rückfallquote (Rezidive), die jeder Chirurg kann und auch in den Leitlinien noch empfohlen wird.
Ein Problem ist nur die lange Zeit der Wundheilung, die (übrigens früher auch von mir) mit 6 Wochen angegeben wird, danach ist die Wunde zu. Dem ist leider nicht so und wir haben in unserer Praxis viele Patienten nach externen Operationen, wo nach 6-12 Monaten immer noch eine offene Wund besteht mit nachvollziehbaren physischen und psychischen Problemen der (oft jungen) Patienten.
Wir haben uns daher Gedanken gemacht, welche Alternativen es gibt und uns schon seit 6 Jahren auf Minimal Invasive Therapieverfahren in der Behandlung des Sinus Pilonidalis spezialisiert.
Unter den Minimal Invasiven Verfahren werden Operationen zusammengefaßt, bei denen kein größerer Gewebeanteil ausgeschnitten wird und die unter ambulanten Bedingungen durchgeführt werden können.
Wegen der kleinen Wunden sind diese Operationen mit geringeren Schmerzen, einer schnelleren Wundheilung und einem wesentlich kürzerem Arbeitsausfall verbunden.
Die sog. Steißbeinfistel (Sinus Pilonidalis) ist eine häufige Erkrankung junger Männer und wird heutzutage in den meisten Kliniken großzügig ausgeschnitten.
Diese sehr großen Wunden im Steißbeinbereich führen zu einer langen Wundbehandlung, die bis zu 6 Monate dauert. Eine Option sind daher minimal invasive Verfahren wie die Sinusektomie mit Pit Picking oder die Lasertherapie, worauf wir uns spezialisiert haben. Mehr auf unserer Extraseite über den Sinus Pilonidalis...
Mit einer Laserdiode wir in Narkose der Fistelgang mit den Pits durch kreisförmig abgegebene Energie verschlossen. Es bleiben kleine Narbe zurück. Eignet sich nur bei längeren, nicht allzu breiten Fistelverläufen.
Es gibt leider auch Befunde oder Rezidive nach initial minimal invasiver Therapie, die einer größeren Therapie mit Entfernung des erkrankten Gewebes bedürfen. Hier lässt sich eine radikale Operation aufgrund des ausgeprägten Fistelbaus und der Vernarbungen nicht vermeiden.
In der Regel wird dabei die Operationsmethode mit einer großen Ausscheidung und offenen Wundbehandlung angewandt. Alternativ kann auch ein plastisches Verfahren erfolgen, wobei die Nahtlinie nicht in der Mittellinien liegen darf.
hiermit ist die Ausscheidung gemeint, die von vielen Patienten auch "Schlachtermethode" genannt wird.
Aber was wird dabei genau gemacht?
Trotz aller Minimal Invasiver Bemühungen, müssen nach wie vor größere Befunde klassisch ausgeschnitten werden, was wir täglich in unserer Praxis sehen und auch behandeln. Bei den meisten Patienten ist die Heilungsphase nach ca 3-5 Monaten abgeschlossen und haben keine größeren Probleme.
Dennoch gibt es eine nicht unerhebliche Anzahl von Patienten, wo es anfangs gut funktioniert und die letzten 1-2 Zentimeter sich partout trotz aller pflegerischer Maßnahmen nicht verschließen wollen.
Da wir eine chirurgisch-orthopädische Praxis sind, behandeln unsere orthopädischen Kolleg:innen seit über 14 Jahren Patienten mit Gelenkverschleiß (Arthrose) und chronischen Sehnenentzündungen (Tennisarm) mit der Eigenbluttherapie (PRP) und Stosswellentherapie. Beide Verfahren werden auch vermehrt in der Wundbehandlung angewandt und führen zu einem deutlich verbessertem Gewebewachstum.
So können wir mittlerweile aufgrund unserer umfangreichen Erfahrung die Eigenbluttherapie (PRP) bei nicht heilenden Wunden im Rahmen einer Wundreinigung (Debridement) und auch als Ersttherapie bei der Operation allen Patienten empfehlen.
Die Stosswellentherapie führt in der entsprechenden Gewebregion zu einer Durchblutungsförderung und Gefäßneubildung, wodurch es zu einer Gewebevermehrung kommt.
Durch die PRP Therapie werden aus dem Blut des Patienten Wachstumsfaktoren und Stammzellen gewonnen und in das Entsprechende Gewebe injiziert, um ein Wachstum anzuregen. Dieses kann auch während einer Operation angewandt werden, um ein optimales Ergebnis zu erhalten.
Ausführliche Informationen über das Thema Steissbeinfistel finden Sie auf sinus-pilonidalis-zentrum.de